Café-Philo: Freier Wille oder Einsicht in unsere Bedingtheit ? – Impulsreferat von Fritz Kalberlah
Freier Wille oder Einsicht in unsere Bedingtheit ?
– Impulsreferat von Fritz Kalberlah zu einem philosophischen Gedanken mit Diskussion
Ein uraltes Thema: Immanuel Kant hat die menschliche Freiheit, zu der auch der „freie Wille“ gehöre, gepriesen. Es geht um die Frage, ob sich der Handelnde in einer Wahlsituation auch anders hätte verhalten können, also im Moment einer Entscheidung anders hätte wollen können. Eine solche Handlung wäre dann selbstbestimmt (autonom) unter der Kontrolle des Handelnden und frei von äußeren oder inneren Zwängen/Bedingtheiten. Die philosophische Schule des Determinismus erkennt in der Regel keinen solchen „freien Willen“. Auch Neurowissenschaftler sehen die Willensfreiheit zumindest als beschränkt an. Dem wird der empirische Freiheitsbegriff entgegengehalten, nach dem wir Menschen ganz offensichtlich über einen freien Willen verfügen: in der Regel fühlen wir uns frei. Ansonsten wären wir angeblich „Marionetten » im vorgegebenen (determinierten) Theaterstück des Lebens. Unser Rechtssystem und unser Demokratieverständnis werden eng mit dem Verständnis von Willensfreiheit verknüpft. Manche Philosophen möchten in der Frage bei bewussten Entscheidungen einen „Spielraum“ bei der Wahl alternativer Verhaltensoptionen anerkennen. Die persönliche und gesellschaftliche Sicht auf die Willensfreiheit hat bedeutende Folgen für die Einordnung von Begriffen wie Verantwortung und Schuld. In einem Impulsreferat für die philosophische Gesprächsrunde wird als Ausgangsthese begründet und diskutiert, weshalb der Glaube an einen fehlenden freien Willen für die Selbstwahrnehmung und die gesellschaftliche Kommunikation nützlich sein könnte. Die Meinung der Teilnehmenden ist gefragt.
Der Referent:
Fritz Kalberlah aus Freiburg (Breisgau) ist Quereinsteiger aus Leidenschaft in die politische Philosophie. Geboren 1948, aufgewachsen in der Nähe von Frankfurt am Main, studierte und promovierte er in Wirtschaftswissenschaften in Karlsruhe, wandte sich dann dem Umweltschutz im Freiburger Öko-Institut zu und gründete später ein toxikologisches Beratungsunternehmen (FoBiG in Freiburg). Während der Rente gibt es nun ausreichend Zeit, sich intensiv mit philosophischen Themen zu beschäftigen, weniger im Sinne akademischen Bildungswissens um Nietzsche, Heidegger oder Adorno als im Sinne einer politischen Auseinandersetzung mit unseren kulturellen Werten, von Willensfreiheit bis Rassismus, von Identitätspolitik bis zur Pflicht zum Ungehorsam. Fritz Kalberlah wünscht sich Diskussionen, die auf dem Respekt vor unterschiedlichen Meinungen stattfinden!